Die Zikade
I. (Larve)
Ich will leben,
ich will fliegen,
ich will lieben,
in des Windes Armen liegen.
Doch ich bin
eine Zikade,
viele Jahre
harre ich in meinem Grabe.
In kalter Erde,
starrem Leben,
warte ich,
mich eines Tages zu erheben.
II. (Metamorphose)
Ich steige,
ich springe,
ich fliege,
ich leuchte und singe.
Ich bin
eine Zikade,
das Produkt
zu vieler finsterer Tage.
Mehr als
nur Illusion,
frei von
Zwängen und Gravitation.
III. (Suizid)
Ich habe
so viel ans Lieben gedacht,
zu viel Zeit unter der Erde
und zu wenig mit Fliegen verbracht.
Und am Ende einer langen Nacht
breite ich die Schwingen aus,
und ein allerletztes Mal
steige ich zum Himmel auf.
Denn unter der Last meiner Träume
zerfallen meine Flügel zu Staub,
ich stürze, verglühe,
ich löse mich auf.